US-Inflationsdaten: Nächste Belastungsprobe nach einer kurzen Atempause für die Märkte – wird die Gefahr immer noch unterschätzt?

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Die jüngst eingekehrte Atempause an den Finanzmärkten wird heute erneut auf die Probe gestellt, denn heute stehen neue Inflationsdaten aus den USA an, die gegen 14:30 Uhr deutscher Zeit veröffentlicht werden sollen. Es zeichne sich ein erneuter Anstieg der Inflationsrate ab, schreiben die Experten der Landesbank Hessen-Thüringen. Die Inflation dürfte mit mehr als 7 Prozent das höchste Niveau seit annähernd 40 Jahren erreichen.

Auch bei den Kernpreisen seien die Steigerungsraten beachtlich. „Zwar dürfte das Inflationshoch allmählich erreicht sein, dennoch steht die US-Notenbank Fed unter Druck, von ihrem expansiven Kurs abzurücken, fuhren die Fachleute fort. Die Zinserhöhungserwartungen seien schon weit gediehen. Bis zum Ende dieses Jahres seien insgesamt fünf Zinserhöhungen in den Kursen eingepreist.

Inflationsentwicklung gibt die Richtung für die Finanzmärkte vor

Die US-Finanzmärkte haben unter anderem eine hohe Bedeutung für die Anleihemärkte weltweit. Insofern setzte sich der aktuelle Zinsauftrieb in den USA in vielen anderen Volkswirtschaften fort. Auch in Deutschland haben die Renditen seit Mitte Dezember deutlich angezogen. Doch auch die Aktienmärkte sind indirekt von der Inflationsentwicklung abhängig, denn sie beeinflusst das weitere Vorgehen der Federal Reserve und entsprechend den lockeren geldpolitischen Kurs, der in den letzten Jahren einen enormen Einfluss auf die Finanzmärkte hatte.

„Die Märkte rechnen mit einem Anstieg der Jahresrate auf 7,2 Prozent“, schrieb Analyst Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partners mit Blick auf die US-Inflationsdaten. „Jeder niedrigere Wert dürfte am Markt mit großer Erleichterung aufgenommen werden. Ein höherer Wert wiederum würde die Zinswende noch stärker als bisher in den Fokus rücken.“

Die US-Notenbank, die im letzten Jahr den steigenden Inflationsdruck noch als „transitory“ – also „vorübergehend“ – heruntergespielt hatte, hat bereits signalisiert, dass sie voraussichtlich im März mit einer Anhebung der Zinssätze beginnen wird, gefolgt von einer Verringerung der Bilanzsumme, da sie auf den Preisdruck reagiert. Die Frage wird sein, ob sie im März den Leitzins direkt um 0,5 Basispunkte, statt der erwarteten 0,25 Punkte anhebt. Das würde weiteren Druck für die Märkte und auch die Wirtschaft bedeuten, da die Kapitalaufnahme wieder teurer wird. Für die Wirtschaft würde das nach den negativen Effekten der Corona-Pandemie zusätzlichen Druck bedeuten und für die Finanzmärkte Druck auf die Liquidität, die in den letzten Wochen ohnehin bereits nachgelassen hat, da die Investoren zurückhaltender werden.

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Der Bullenmarkt hängt an der Inflation

Auf die Frage, was für einen weiteren Lauf nach oben für die Märkte nötig wäre, sehen viele Marktbeobachter die Inflationsentwicklung als einzigen wirklich relevanten Faktor. „Die Inflation muss aufhören zu steigen. Ich weiß, das klingt zu einfach, aber unter dem Strich haben die Märkte und die Fed in den letzten Monaten „Hinweise“ auf einen Höhepunkt des Inflationsdrucks gesehen, aber das war nicht die Realität“, sagte Tom Essaye, Gründer von Sevens Report Research, in einer von Marketwatch aufgenommenen Mittwochsnotiz. „Unter dem Strich muss die Inflation irgendwann ihren Höhepunkt erreichen und zurückgehen, Andernfalls wird die Fed noch restriktiver und die Märkte werden erneut getroffen“, sagte er. Dabei sind nicht nur die jetzt veröffentlichten Inflationsdaten wichtig, sondern vor allem auch die Erwartungen für das weitere Jahr, die im Laufe der nächsten Tage von verschiedenen Institutionen wie der New Yorker Fed und der University of Michigan herausgegeben werden. Laut dem Analysten muss ein Höhepunkt der Inflation erkennbar werden, damit die Fed nicht zu einer noch härteren Gangart gezwungen wird.

Wird die langfristige Inflationsgefahr weiterhin unterschätzt?

Jonathan Golub, Chefstratege für US-Aktien bei Credit Suisse Securities, äußert sich vor den heute erwarteten US-Inflationsdaten, dass Ökonomen und politische Entscheidungsträger gleichermaßen die wahrscheinliche Dauer der aktuellen Inflation unterschätzen. Er ist skeptisch gegenüber der Konsensprognose der Ökonomen zum Jahresende, dass der „Consumer Preis Index“ CPI unter 3 Prozent fallen wird. Selbst wenn der Anstieg der Inflation zurückgehen sollte, so unterschätze der Markt die Dauer der inflationären Phase, so der Analyst, der als Hauptgründe für eine anhaltende Inflation vor allem steuerliche und monetäre Anreize als Folge der Pandemiebekämpfung, sowie die höheren Löhne aufgrund des Arbeitskräftemangels im Zuge der Vollbeschäftigung in den USA sieht, die auf weiterhin anhaltende Lieferengpässe treffen.

onvista-Redaktion mit Material von dpa-AFX

Titelfoto: Shatsko Yauhen / Shutterstock.com

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